Als Unternehmen haben wir bisher weitgehend auf Stellungnahmen zum Urkainekonflikt verzichtet. Zu offensichtlich war nach meiner Meinung die Aggressionen Russlands gegen den kleineren Nachbarn. Deutlich genug die Reaktion der westlichen Welt auf diesen Angriff. Scheinbar waren sich alle Parteien einig in der Verurteilung dieses Angriffes und der Distanzierung von ihrer eigenen Politik der letzten 20 Jahre, welche die aktuelle Entwicklung begünstigt, und unser ganzes Land in die energiepolitische Abhängigkeit eines Despoten gebracht hat. Ich ging davon aus, dass nun eine weitsichtige politische Entwicklung zu einer Sicherheitspolitik beginnt, in der unser Land und unsere Bündnisse die lange notwendige militärische und zivile Resilienz gegen Angriffe erreichen werden.

Mit Bestürzen beobachte ich jedoch die zunehmende Relativierung dieser sechs Monate zurückliegenden, damals und heute richtigen Einschätzungen und Entscheidungen. Viel zu oft finden Stimmen aus der Zivilgesellschaft Gehör, welche zu einem Abbruch der Verteidigungsunterstützung des ukrainischen Volkes aufrufen. Sie fordern die Ukraine praktisch zu einer Kapitulation auf. Auf die fadenscheinigen Begründungen will ich hier nicht weiter eingehen. Glücklicherweise haben wir es bei der Ukraine mit einem Staat zu tun, dessen Volk seine Regierung demokratisch wählen konnte. Diese Regierung, als Vertreter des ukrainischen Volkes, allein wäre berechtigt, den Kampf, um die Freiheit aufzugeben. Solange das nicht passiert, sollte sich jeder Bewohner eines Rechtsstaates verpflichtet sehen, der Ukraine beizustehen. Wer eine berechtigte Angst vor einem durch Russland verursachten Atomkrieg hat, sollte seine Feigheit nicht hinter der Ausrede verstecken, dass er Blutvergießen in Ukraine verhindern will. Wer Angst vor einem Wohlstandsverlust hat, sollte einfach sagen, dass ihm das warme Wannenbad wichtiger ist als die Freiheit seiner Nachbarn, ja wichtiger ist als seine eigene Freiheit und die Freiheit Europas. Wir haben in unserer Firma einige ukrainische Flüchtlinge beschäftigt. Diese sind froh und stolz, dass sie durch die Arbeit an unseren Produkten indirekt an der Verteidigung ihrer Heimat mitwirken können. Natürlich wünschen sie sich Frieden für ihr Land, so wie wir es uns alle wünschen. Niemals würden sie jedoch einer Kapitulation zustimmen.

Tatsächlich werden in der demokratischen und souveränen Ukraine unsere westlichen Werte verteidigt. Dabei ist es nicht relevant, ob die USA in der Vergangenheit völkerrechtswidrig in den IRAK einmarschiert sind, es ist unerheblich, dass die Ukraine vor dem Angriff Russlands Probleme mit Korruption oder Neonazis hatte. All diese Scheinargumente zählen nichts gegen diesen völkerrechtswidrigen Angriff auf einen souveränen, demokratischen Staat. Daher wollen wir mit unserem Wahlspruch „Verteidigung ist Menschrecht“ deutlich auf das Recht eines jeden Menschen hinweisen, sich zu verteidigen. Ich möchte nicht missverstanden werden: Das bedeutet nicht, dass sich in aller Welt die Zivilisten bewaffnen sollen. Das Gewaltmonopol muss immer beim Staat liegen. Und hier verteidigt sich ein Staat, eine Nation gezwungenermaßen allein gegen einen übermächtigen Aggressor. Und auf diese Verteidigung hat die Ukraine und Ihr Volk jedes Recht der Welt.

Alle Europäer und damit auch wir Deutschen sind froh, dass es in der EU seit ihrem Bestehen und lange davor keine kriegerischen Auseinandersetzungen gab. Noch wird die Freiheit der EU in der Ukraine verteidigt doch im Gegensatz zum Hindukusch liegt die Ukraine in Europa.

Berlin, 24.08.2022
Dr. Björn Andres (Vorstand)